I am Article Layout

Wählen Sie Ihr Anlegerprofil:

Dieser Inhalt ist nur für Anleger mit folgendem Profil bestimmt: Finanzintermediär und Institutionelle Investoren und Consultants

Sind Sie ein Privatanleger?

ESG bei Investments in Staatsanleihen

März 2022
Marketingdokument

Investments in Staatsanleihen: ein klimafokussierter Ansatz

Bei den Strategien für verantwortungsbewusstes Investieren wurden Staatsanleihen bislang weitgehend aussen vor gelassen. Wir finden, das muss sich ändern.

Verantwortungsbewusstes Investieren hat die Aktienmärkte im Sturm erobert. Bei den Anleihemärkten geht es etwas langsamer, aber auch dort nimmt diese Entwicklung Fahrt auf. Ein Bereich bleibt jedoch weiterhin aussen vor – Staatsanleihen.

Das ist ein grosser Fehler. Denn schliesslich sind es die Regierungen, die den Rahmen für die Aktivitäten der Unternehmen und Bürger festlegen, und ohne ihre Unterstützung und Investitionen wird die Welt nicht in der Lage sein, ihre dringlichsten Probleme anzugehen – insbesondere den Klimawandel. 

Die globalen Durchschnittstemperaturen sind bereits 1,2 Grad Celsius höher als im vorindustriellen Zeitalter. Und selbst wenn die Länder alle bisherigen Zusagen zur Reduzierung der CO2-Emissionen erfüllen, wird sich die Erwärmung bis 2100 voraussichtlich auf 2,4 Grad Celsius verdoppeln.1

Anleiheanlegern kommt eine wichtige Rolle zu, weil sie das Kapital bereitstellen, das für die Bekämpfung des Klimawandels notwendig ist. Der einzelne Anleger hat kaum Einfluss auf die Staatspolitik, aber alle zusammen können etwas bewirken – schliesslich hält die Investorengemeinschaft Anleihen im Wert von 88 Bio. US-Dollar, die von Regierungen und staatlichen Stellen emittiert werden.

Fokus auf Emissionen

Wie aber können Anleiheanleger ihre Staatsanleihenportfolios so strukturieren, dass sie den grösstmöglichen positiven Einfluss auf die Begrenzung des Klimawandels haben? 

Wer in Schwellenländer investiert, wird natürlich einen grossen Anteil an der Umsetzung klimafokussierter Strategien haben. Das liegt daran, dass diese Länder anfälliger für die physischen Auswirkungen der globalen Erwärmung sind als die Industrieländer. Das ist teilweise auf geografische Faktoren zurückzuführen, aber auch auf den schwächeren wirtschaftlichen und institutionellen Rahmen. Gleichzeitig können Schwellenländer in vielen der für die Energiewende benötigten Technologien eine globale Führungsrolle übernehmen. Aber auch Anleger in Industrieländeranleihen spielen eine wichtige Rolle bei der Energiewende.

In jedem Fall sind hochwertige Daten und die Fähigkeit, daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, der Schlüssel für klimafokussierte Investments in Staatsanleihen. Nur so können die Investoren informierte Entscheidungen über die Kapitalallokation treffen.

Unser Ansatz bei der Auswahl ESG-konformer Staatsanleihen besteht darin, sich zunächst auf die Ursache der globalen Erwärmung zu konzentrieren – die Treibhausgasemissionen. Methan und Distickstoffoxid spielen natürlich auch eine Rolle, aber CO2 macht 74% aller Emissionen aus.2 Unsere Analysen zeigen, dass die Emissionen der verschiedenen Gase in aller Regel korrelieren: Länder mit hohen Emissionen eines bestimmten Gases stossen auch massiv viele der anderen Gase aus.

Als nächstes stellt sich die Frage, wie die Emissionen der verschiedenen Länder gemessen und verglichen werden sollen. Absolut gesehen werden grössere Länder höhere Treibhausgasemissionen haben als kleinere Länder, wobei China der grösste Emittent ist. Bei einer Betrachtung auf Pro-Kopf-Basis ergibt sich jedoch ein etwas anderes Bild. Die Mongolei steht bei dieser Messgrösse an der Spitze, wohingegen China weniger ausstösst als die USA, Russland oder Australien.3 Noch aussagekräftiger ist ein Vergleich der Emissionen anhand ihres Verhältnisses zur Grösse der Wirtschaft – schliesslich zählt aus Klimaperspektive das grosse Ganze.

Natürlich ist der Blick auf das BIP nicht das einzig Entscheidende. Das Vereinigte Königreich beispielsweise importiert viele ausländische Waren, deren produktionsbezogene Emissionen in die Bilanzen anderer Länder eingerechnet werden. Eine genaue Erfassung ist kaum möglich und letztendlich ist jede Regierung nur für die Politik ihres eigenen Landes verantwortlich. Eine direkte Kontrolle darüber, wie ihre Importe produziert werden, hat keine Nation. 

Bei der Kennzahl der Emissionen im Verhältnis zum BIP sollten sich Anleiheanleger in Richtung Westeuropa orientieren (insbesondere Skandinavien). Auch einige Schwellenländer, wie Mexiko, sind im Vergleich recht klimafreundlich. Um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken, sind Anleiheanleger jedoch auch in der Pflicht, Nachzüglern einen Anreiz zu geben, ihre Emissionen zu reduzieren. Daher halten wir es für wichtig, sich auf Länder zu konzentrieren, bei denen im Verhältnis zur Grösse ihrer Wirtschaft ein klarer Reduktionstrend zu erkennen ist (vgl. Abb. 1). 

Wird verstärkt in Anleihen dieser Nationen investiert, kann das bedeuten, dass Länder, die die Eckpfeiler traditioneller Anleiheindizes sind, das Nachsehen haben. Daraus ergeben sich weitere Diversifizierungsvorteile für die Investoren und es dürfte all diejenigen besänftigen, die anprangern, dass sich Fonds, die sich ESG auf die Fahne schreiben, in ihrer Zusammensetzung häufig gar nicht so sehr von Fonds ohne ESG-Label unterscheiden.

Abb. 1 – Emissionsreduktion
Länder mit der höchsten CO2-Emissionsreduktion, 2020 vs. 2019 (%)
top emission reductions

Daten vom 23.02.2022. Bei den Emissionen sind Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft nicht berücksichtigt, da hierzu noch keine Daten verfügbar sind.

Daten sind nur ein Teil der Geschichte und naturgemäss rückblickend. Für zukünftige Emissionen sind die heute umgesetzten Strategien ausschlaggebend, daher beziehen wir eine qualitative Bewertung des regulatorischen und politischen Pfads jedes Landes ein und nehmen auf dieser Grundlage einen Abgleich mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vor. Netto-Null-Zusagen sind ein guter Anfang, aber es müssen auch konkrete Massnahmen ergriffen werden.

Indem sich Anleger in Staatsanleihen auf Länder konzentrieren, die sich aktiv um eine Reduzierung der Emissionen bemühen, können sie einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten und den CO2-Fussabdruck ihrer eigenen Portfolios deutlich verkleinern. Da sich immer mehr Investoren dieser Einschätzung anschliessen, sind wir überzeugt, dass wir gemeinsam ein politisches Umdenken bewirken können.

Klimafreundliche Renditen

Was die Anlageform anbelangt, sind Green Bonds die naheliegendste Wahl für klimabewusste Anleger in Staatsanleihen. Noch ist das Universum klein, aber es wird schnell grösser. Analyen von Pictet Asset Management und des Institute of International Finance zufolge hat sich die Grösse des Marktes für nachhaltige Anleihen 2021 fast verdoppelt. Der grösste Teil dieses Wachstums ist jedoch den Märkten für Unternehmensanleihen zuzurechnen und ESG-konforme Schuldtitel machen nur 2% des gesamten Anleiheuniversums aus. Bis 2030 könnte sich dieser Anteil jedoch auf bis zu einem Drittel erhöhen, mit besonders starkem Wachstum in den Schwellenländern, so die Analyse.4

Neben seiner (noch) geringen Grösse wird der Markt für Green Bonds durch fehlende universelle Regeln und Standards ausgebremst. Im Moment gibt es von Land zu Land noch starke Unterschiede hinsichtlich des Ausweises und der Zertifizierung nachhaltiger Anleihen. Bemühungen zur Harmonisierung der Offenlegungsvorschriften waren bisher nicht sehr erfolgreich. Wir rechnen mit einer zunehmenden Standardisierung, da der Green-Bond-Markt an Tiefe und Wert gewinnt. 

Aufgrund dieser Beschränkungen sind wir der Meinung, dass ein klimafokussiertes Staatsanleihenportfolio sich nicht ausschliesslich auf Green Bonds konzentrieren sollte. Es sollte auch breit in traditionelle Anleihen investieren, bei denen das Angebot grösser ist, die einfacher zu verstehen sind und attraktivere Bewertungen aufweisen. 

Der letztgenannte Punkt ist besonders entscheidend.  An oberster Stelle steht das Renditepotenzial eines Investments, hier sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Die Analysen, die wir zusammen mit dem IIF vorgenommen haben, zeigen, dass bei Staatsanleihen die Renditen von Green Bonds seit Ende 2017 mit einer durchschnittlichen monatlichen Überrendite von mehr als einem Basispunkt über denen herkömmlicher Benchmarks liegen. Andere Untersuchungen zeigen eine positive Korrelation zwischen der Klimaanfälligkeit und den Kreditkosten, insbesondere in Schwellenländern – auch unter Berücksichtigung anderer makroökonomischer Variablen.

Backtests deuten darauf hin, dass ein klimafokussiertes Portfolio besser abschneidet als die Benchmark. Darüber hinaus kann eine Overlay-Strategie helfen, Währungs-, Zins- und Spread-Risiken zu reduzieren.

Veränderung beginnt damit, einen Samen zu säen.

Veränderung beginnt damit, einen Samen zu säen. Als wir 1998 unsere erste Water Strategie auflegten, waren Investments, die auf positive Veränderung und Nachhaltigkeit abzielten, kaum bekannt. Zwei Jahrzehnte später sind solche Strategien Mainstream und aus der Investmentlandschaft nicht mehr wegzudenken. In dem Jahr nach ihrer Lancierung zählte die Initiative Net Zero Asset Managers bereits 220 Unterzeichner, die zusammen 57 Bio. US-Dollar verwalten.5 Wir finden, dass es Zeit ist für ein Umdenken bei Investments in Staatsanleihen. Es müssen Aspekte des Klimawandels berücksichtigt und Anreize für Veränderung geschaffen werden – sowohl durch gezielte Strategien als auch durch die Einbeziehung solcher Überlegungen in den Anlageentscheidungsprozess konventioneller Anleihefonds.