Politische Entwicklungen führten mich letzte Woche nach Russland, früher als geplant. Aber trotz des überraschenden Rücktritts der Regierung bleibe ich optimistisch, was die Wirtschaftsaussichten Russlands für 2020 und darüber hinaus anbelangt.
Das eigentlich Bemerkenswerte ist, dass Wladimir Putin deutlich gemacht hat, dass er den russischen Staat auch über 2024 hinaus – das Jahr, in dem seine Amtszeit als Präsident endet und er gemäss der Verfassung abtreten muss – führen werde. Stabilität an der Spitze ist positiv, ebenso wie die Einsetzung des unternehmensfreundlichen Mikhail Mishustin als Übergangspremier. Mit ihm könnte das Wirtschaftswachstum mittelfristig sogar noch stärker ausfallen.
Mit dem Programm der Nationalen Projekte möchte sich Putin ein Denkmal als Russlands grösster Herrscher seit der Zarenzeit setzen.
Die endgültigen Details sind noch nicht bekannt, aber es scheint, dass der Präsident Macht an das Parlament und den Staatsrat – den Putin nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentschaftsamt vermutlich leiten wird – abgibt. Putin kündigte auch eine Reihe von Massnahmen an, die der Öffentlichkeit gefallen dürften. Er erklärte, er werde Massnahmen gegen den Anstieg der Armut und der Korruption ergreifen, und kündigte verschiedene familienfreundliche finanzielle Anreize an: Erhöhung des Kindergelds, kostenlose warme Mahlzeit für Schulkinder und 50% mehr Zulagen für grössere Familien.
Für die Unternehmensleiter, mit denen ich gesprochen habe, kam der Rücktritt von Premierminister Dmitri Medwedew überraschend, auch für Insider. Anscheinend war er sich mit Putin nicht einig, was die geplanten Verfassungsreformen anbelangt. Hinzu kommt, dass der Technokrat Mishustin vermutlich ein sichererer Garant für die Umsetzung der von Putin forcierten ehrgeizigen Nationalen Projekte bis 2024 ist (dazu unten mehr).
Der russische Aktienmarkt dürfte positiv reagieren.
2019 war ein hervorragendes Jahr für russische Aktien, die über 50% (in US-Dollar) zulegten. Warum sich diese Entwicklung fortsetzen dürfte, erklärt unten mein Kollege und Aktienexperte Julian Zbar. Nach meiner Einschätzung dürfte sich der Aktienmarkt weiter positiv entwickeln, gestützt durch die starke Auslandsnachfrage, niedrigere Zinssätze, rekordhohe Dividendenerträge sowie die erfolgreiche Umsetzung von Putins Rentenreformen.
Von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten Russlands können viele Industrieländer nur träumen.
Wie bereits im EM Monitor des vergangenen Monats dargelegt, rechnen wir damit, dass sich das Wachstum in Russland 2020 so stark beschleunigen wird wie in kaum einem anderen Schwellenland.
Basierend auf unseren Frühindikatoren rechnen wir mit einem Wachstum des realen BIP von 2,5% – die Konsensprognose liegt bei 1,7% (Quelle: Bloomberg 20.01.2020). Den Impuls dazu geben eine bessere Umsetzung der ehrgeizigen Nationalen Projekte und eine Zunahme des privaten Konsums vor dem Hintergrund lockererer Finanzierungsbedingungen und geplanter höherer Sozialausgaben. Weitere positive Aspekte sind der zunehmende Handel mit China – eine Auswirkung der US-Handelspolitik – und die anhaltende Stärke des Ölpreises, dem wichtigsten Exportgut Russlands.Nach unserer Ansicht ist der Rubel immer noch um 5,3% (handelsgewichtet; Stand 20.01.2020) unterbewertet.
Wir sind überzeugt, dass alle diese Faktoren ein sehr positives Bild für Staatsanleihenanleger zeichnen.
Vor diesem günstigen wirtschaftlichen Hintergrund hat Präsident Putin sein 25,8 Bio. Rubel schweres Programm der Nationalen Projekte ins Leben gerufen, mit dem er sich ein Denkmal als Russlands grösster Herrscher seit der Zarenzeit setzen möchte.
Mit dem Programm, für das 23% des BIP vorgesehen sind, soll das langfristige Wachstumspotenzial der Volkswirtschaft auf 3% verdoppelt und die Abhängigkeit von der Petrochemie verringert werden. Rund 60% der Gelder fliessen in Infrastruktur, Strassen und Umwelt, der Rest in Demografie, Gesundheitswesen, Digitalisierung, Wohnungsbau, Exporte, Bildung, Wissenschaft, KMU, Kultur und Produktivität.
2020 erhalten Exporteure erhebliche Finanzhilfen und die Regierung will das ganze Land mit Internet versorgen.
Wir gehen davon aus, dass die Ausgaben für Nationale Projekte 2020 höher sein werden als im vergangenen Jahr – vor dem Hintergrund robuster Rohölumsätze, die in diesem Jahr zusätzliche 0,5 Prozentpunkte und in den kommenden Jahren rund 0,3% zum Wachstum beitragen dürften.
Die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre für Männer und 60 für Frauen dürfte ausreichen, um den negativen demografischen Trend umzukehren und den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter langfristig zu erhöhen.
Alle diese Faktoren in Kombination mit einer unerwartet starken Aktivität im Wohnungsbau (mit Schwerpunkt auf dem Abriss der Plattenbauten aus der Sowjetzeit) lassen ein BIP-Wachstum von 2,5% für 2020 realistisch erscheinen.
Die Branchen, die am meisten davon profitieren dürften, sind Metalle, Immobilien und Banken. Die nächsten zwölf Monate dürften auch für den Einzelhandelssektor erfreuliche Veränderungen mit sich bringen – dank der erwarteten Zunahme der Ausgaben der privaten Haushalts infolge höherer Realeinkommen, neuer Mutterschaftszuschüsse, neuer Sozialleistungen und höherer Dividendenerträge.
Dank der Verbesserung der öffentlichen Finanzen des Landes, einer günstigen Inflation, hoher Aktiendividenden und der potenziellen Beschleunigung des BIP-Wachstums haben sich russische Aktien zu einem Markt mit niedrigem Beta entwickelt. Die Risiken sind aber nicht wegzudiskutieren, denken wir nur an die Rechtstaatlichkeit.
Auf makrokökonomischer Ebene mag die Politik gut sein, aber die mikroökonomische Politik weist Schwächen auf (Kartelle, Rechtssystem, Nachzügler in Sachen Technologie-Netzwerke). Nach unserer Einschätzung wird dadurch die vom privaten Sektor ausgehende Dynamik gebremst.
Putins fortwährende Regentschaft birgt ein politisches Risiko. Aber für Anleger in Russland wird durch die jüngsten Ankündigungen das grösste Risiko von einer mittelfristigen Perspektive in eine langfristige verschoben, das heisst in die Zeit nach 2024. Vorerst wird sich an Putins Einfluss auf die russische Wirtschaft und Politik nichts ändern.
Von Julian Zbar, Product Specialist
Der russische Markt, gemessen am MSCI Russia Index, rentierte 2019 mit 53% (in US-Dollar). Aber trotz der Rally glauben wir, dass der Markt weiterhin enormes Wertpotenzial bietet. Das erwartete KGV für die nächsten 12 Monate von unter 7 entspricht einem Abschlag von 47% auf die globalen Schwellenländer und von 60% auf die globalen Industrieländer*.
Recht bemerkenswert ist, wie aus den Abbildungen unten hervorgeht, dass der Markt auf Basis der Dividendenerträge eigentlich günstiger geworden ist. Die erwarteten russischen Dividendenerträge für das GJ2020 und GJ2021 wurden zwischen Dezember 2018 und Dezember 2019 nach oben korrigiert. Zum 31. Dezember 2019 lagen die Erträge im GJ2020 bei 8,3% und im GJ2021 bei 9,1%.
* Gemäss MSCI Russia, MSCI Emerging Markets, MSCI World. FactSet-Konsens, 31.12.2019
Technisch gesehen kann der Dividendenertrag über einen festgelegten Zeitraum nur steigen, wenn die erwartete Dividende pro Aktie um ein höheres Quantum steigt als vom Markt eingepreist. Dies war 2019 der Fall, als sowohl der erwartete Gewinn pro Aktie als auch die erwartete Ausschüttungsquote stiegen. Vor allem die erwarteten Ausschüttungsquoten sind im vergangenen Jahr nach oben geschnellt. Angesichts der Fähigkeit heutiger russischer Unternehmen, hohe Cashflows zu erziehen, ihrer sehr niedrigen Fremdverschuldung, der Verbesserung der Ausschüttungspolitik und – wie oben erwähnt – der Stabilität der Wirtschaft gehen wir davon aus, dass diese Renditen nachhaltig sein werden.
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