Asset-Allocation: Aktiengewichtung auf neutral reduziert
Es sind erst vier Monate des Jahres 2021 vergangen und die globalen Aktienmärkte haben bereits unsere Ziele für das Jahr erreicht (Renditen von 10%). Dieser Umstand und erste Hinweise darauf, dass sich das Wachstum der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne seinem Höhepunkt nähert, hat uns zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Daher senken wir die Aktiengewichtung auf neutral und reduzieren unser Engagement in zyklischen Werten.
Unsere Konjunkturzyklusindikatoren deuten darauf hin, dass sich die globale Wirtschaft von der Pandemie gut erholt, aber die Wachstumsdynamik hat sich etwas verlangsamt. Das gilt insbesondere für China, wo die Daten des ersten Quartals schwächer ausgefallen sind als erwartet. Wir haben daher unsere Wachstumsprognose für das BIP 2021 von 10,5% auf 10,0% korrigiert. Diese Verlangsamung ist zum Teil auf eine Abkühlung des Kreditwachstums zurückzuführen. Chinas Kreditimpuls, unsere Messgrösse für den Kreditfluss in der Wirtschaft, ist seit Oktober stark zurückgegangen und bewegt sich jetzt mehr oder weniger auf seinem langfristigen Durchschnitt von 6,5% des BIP.1 Diese Entwicklung passt sehr gut ins Bild – das Land hält an seinem Versprechen fest, für wirtschaftspolitische Kontinuität und Stabilität zu sorgen.
In der Eurozone trägt sich die Erholung noch nicht selbst, sondern hängt noch voll und ganz von der erfolgreichen Eindämmung der Pandemie, den Impfkampagnen und der Fortsetzung der lockeren Geld- und Fiskalpolitik ab. In den USA übertrifft die Wirtschaftsaktivität weiterhin alle Erwartungen – vorerst. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum im aktuellen Quartal seinen Höhepunkt erreichen und sich dann zum Jahresende hin abkühlen wird, wenn die massive fiskalpolitische Unterstützung zurückgefahren wird. Eine Umfrage der New York Fed bestätigt unsere Einschätzung: Demnach wollen die privaten Haushalte in den USA nur 25% ihrer Corona-Schecks ausgeben; 34% des Gratisgeldes werden für die Schuldentilgung und den Kontenausgleich verwendet.
Unsere Liquiditätsindikatoren zeigen, dass sich die privaten Kreditbedingungen, d.h. die Vergabe von Krediten an private Haushalte und Unternehmen, weltweit normalisiert haben. Insgesamt sind die Liquiditätsbedingungen für risikoreichere Anlagen dank anhaltender Zentralbankimpulse sogar noch ein wenig zuträglicher. Diese Unterstützung dürfte jedoch in den kommenden Monaten abnehmen. Nach unserer Einschätzung könnte die US-Notenbank die quantitative Lockerung schneller drosseln als erwartet; dieser Kurswechsel könnte bereits auf der Sitzung der Fed im Juni angekündigt werden.Weltweit dürften die Aktien-KGVs in den kommenden Monaten weiter unter Druck geraten, da die geldpolitischen Impulse nachlassen werden. Aktien sind also auf das Wachstum der Unternehmensgewinne angewiesen. Dieses könnte zwar in der Tat noch eine Weile positiv überraschen, aber angesichts der Positionierung und der Tendenz der Anleger zu Aktien, die bereits sehr hoch bewertet sind, dürfte jede positive Reaktion des Marktes auf Meldungen über stärkere Gewinne gedämpft werden, während unerwartet schwache Ergebnisse stark abgestraft werden könnten.
Die technischen Indikatoren deuten darauf hin, dass wir kurz davor sind, in eine dreimonatige Periode negativer Saisonalität für Aktien einzutreten (der Zeitraum von Mai bis Juli steht tendenziell für eine schwache Performance an den Aktienmärkten). Die Zuflüsse in Aktien sind weiter stark, aber die Dynamik verlangsamt sich, auch wenn unsere Indikatoren noch nicht darauf hindeuten, dass Aktien „überkauft“ sind. Bei Anleihen ist das technische Signal insgesamt weiterhin negativ.