Einschätzung zu China
sind zu einem Klischee verkommen.
Fast jedes vierte Industrieerzeugnis wird in China hergestellt.
Die Politiker in China bewegen sich mit ihren Massnahmen zum Schuldenabbau und zur Belebung der Wirtschaft auf einem schmalen Grat.
Die grosse Frage lautet: Wie viel Wachstum wird das Land dabei opfern?
Was bedeutet der chinesische Politikmix für das Wachstum?
Die im vergangenen Monat auf dem 19. Nationalkongress von Staats- und Parteichef Xi Jinping vorgestellten politischen Massnahmen, die der chinesischen Wirtschaft und Bevölkerung ein „besseres Leben“ bescheren sollen, lassen ein langsameres Wirtschaftswachstum erahnen, deuten aber insgesamt auf eine nachhaltigere Zukunft für China hin.
In Sachen Politik sind die beiden konjunkturbelebenden Initiativen vielleicht ambitioniert, reichen aber nicht aus, um die Auswirkungen der restriktiveren Massnahmen zu kompensieren.
Details werden Ende Dezember auf der Zentralen Ökonomischen Arbeitskonferenz bekannt gegeben.
Könnte die hohe Verschuldung eine Krise auslösen?
Mit aktuell 250 % des BIP ist die Schuldenlast Chinas zwar gross, aber unter Kontrolle.
Die grössten Risiken sind die finanzielle Liberalisierung und die Öffnung der Kapitalbilanz – beides waren Auslöser der vergangenen Finanzkrisen in Schwellenländern. Es gibt jedoch auch abschwächende Faktoren, wie vor allem folgende:
- Die größten Gläubiger (Grossbanken) und Schuldner (2/3 der Unternehmensverschuldung entfallen auf staatseigene Betriebe) befinden sich im Eigentum des Staats.
- China ist kaum im Ausland verschuldet, sondern im Wesentlichen im eigenen Land.
Was unternimmt China, um seine Verschuldung in den Griff zu bekommen?
Die straffere Geldpolitik hat dazu beigetragen, die mit der chinesischen Schuldenlast verbundenen Risiken zu verringern. Seite Ende letzten Jahres haben die Währungshüter des Landes einen stetigen Anstieg der Geldmarktsätze zugelassen. Infolgedessen sind die Zinssätze von ihren Tiefständen im Oktober 2016 gestiegen (Abb. 4).
Diese Straffung trägt zu einer Stabilisierung der Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung des RMB im Vorfeld des Zinsanhebungszyklus in den USA bei, da der Spread zwischen China und den USA in Schach gehalten wird.
Mit welchen Wachstumsraten ist in den kommenden zehn Jahren zu rechnen?
Die chinesische Wirtschaft reift – das Land ist mittlerweile der drittgrösste Anleihemarkt, die zweitgrösste Volkswirtschaft und seit 2010 der grösste Produzent. Der Unternehmenssektor ist allerdings massiv überschuldet. Und die Geschichte hat uns gelehrt, dass dies niedrigere zukünftige Wachstumsraten zur Folge hat.
Mit welcher Wachstumsrate ist in Zukunft zu rechnen?
Wir haben die Entwicklung des Wachstums auf Basis von drei Berechnungsmodellen geschätzt: Verschuldungsgrad sieben Jahre vor und nach dem Höchststand, Pro-Kopf-BIP und Produktionsfaktoren (Abb. 5).
Alle drei Ansätze deuten auf ein Wachstum von 4-5 % in den kommenden fünf bis sieben Jahren hin.
Daher gehen wir davon aus, dass die Wachstumsziele ab kommendem Jahr für die nächsten Jahre gesenkt werden, während der Umbau der Wirtschaft – Konsum statt Investitionen – weitergehen dürfte.