Die Einbeziehung klimabezogener Risiken und Überlegungen in Anlageentscheidungen hat mit der verbesserten Verfügbarkeit und Genauigkeit von Daten zu den Emissionen der Unternehmen zugenommen.
Mittlerweile werden eine Vielzahl von Treibhausgasindikatoren von den Unternehmen offengelegt und von spezialisierten Datenanbietern zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig ist die Zahl der Aktienbenchmarks gestiegen, anhand derer sich die Ausrichtung der Unternehmen an den Zielen des Pariser Klimaabkommens messen lässt.
Investoren, die klimabezogene Risiken managen wollen, dürfen sich nicht auf Scope 1- und auch nicht auf Scope 2-Emissionsdaten beschränken.
Mit diesem Kommentar, der sich mit den Treibhausgasemissionen befasst, soll der Zweck und Nutzen der verschiedenen Kennzahlen sowie deren Defizite beleuchtet werden. Nach unserer Auffassung dürfen sich Investoren, die klimabedingte Risiken managen wollen, nicht auf Scope 1- und auch nicht auf Scope 2-Emissionsdaten beschränken. Entscheidend ist eine Scope 3-Analyse, auch wenn solche Daten aktuell noch nicht umfassend verfügbar sind. Investoren, die sowohl Klimarisiken managen als auch einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten wollen, müssen komplexere Verfahren zur CO2-Messung heranziehen.
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Definition der Emissions-Scopes
Das Greenhouse Gas Protocol ist ein weltweit anerkannter Standard für die Messung und das Management von Treibhausgasemissionen in Unternehmen. Es berücksichtigt drei verschiedene Arten von Emissionen:
Scope-1-Emissionen
Das sind die direkten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens, also die Emissionen, die aus seiner Geschäftstätigkeit und den Ressourcen, die es besitzt oder kontrolliert, resultieren. Beispiele für Scope-1-Emissionen ist das von einem Kohlekraftwerk produzierte CO2.
Scope-2-Emissionen
Hierbei handelt es sich um die indirekten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens bzw. die Emissionen, die aus der von ihm eingekauften Energie resultieren. Scope-2-Emissionen sind im Wesentlichen die Scope 1-Emissionen anderer Unternehmen. Kauft zum Beispiel ein Autohersteller Strom von einem Energieversorger, entsprechen seine Scope 2-Emissionen den Scope 1-Emissionen des Versorgungsunternehmens.
Scope-3-Emissionen
Scope-3-Emissionen sind die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die einzelnen Aktivitäten in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen. Scope-3-Emissionen können vorgelagerte, von den Lieferanten eines Unternehmens erzeugte oder nachgelagerte, bei der Nutzung und Entsorgung des Produkts entstehende Emissionen sein (siehe Abb. 1). Bei einem Automobilhersteller zum Beispiel würden die Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion von Autoteilen entstehen, welche er von Lieferanten erhält, als vorgelagerte Scope-3-Emissionen eingestuft. Die während der Lebensdauer des Fahrzeugs von den Fahrzeughaltern freigesetzten Emissionen stellen dagegen die nachgelagerten Scope-3-Emissionen des Autoherstellers dar.
Über das Treibhausgasprotokoll hinaus– vermiedene Emissionen:
Ein relativ neues Konzept, das nicht Teil des offiziellen Treibhausgasprotokolls ist, zielt darauf ab, die CO2-reduzierenden Auswirkungen der Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens zu quantifizieren.
Diese werden manchmal als Scope-4-Emissionen bezeichnet und sind typischerweise für Unternehmen relevant, die im Bereich saubere Energie und Umwelttechnologie tätig sind. So ist beispielsweise davon auszugehen, dass ein Unternehmen aus den Erneuerbaren Energien ein hohes Mass an vermiedenen Emissionen aufweist, da seine Produkte im Vergleich zu dem fossilen Energieversorger, an dessen Stelle es getreten ist, weitaus geringere Emissionen erzeugt.
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Scopes: Hintergrund und Anwendungsfälle
Für die Einbeziehung der verschiedenen Scopes in die Wertpapierauswahl und Portfoliozusammenstellung ist es wichtig zu verstehen, was die jeweilige Datenkategorie den Investoren bieten kann und welche Defizite sie aufweist.
Scope 1: Verantwortung für die Zahlung eines CO2-Preises
Scope-1-Emissionen sind sozusagen der erste und wesentliche Baustein in einer Hierarchie von Emissionsarten, der jedoch isoliert betrachtet nur eine begrenzte Menge an verwertbaren Informationen liefert. Energieerzeugung (Strom, Wärme) und Transportunternehmen sind die Hauptquellen für Scope-1-Emissionen. Demnach sind das auch die Sektoren, die von den Emissionshandelssystemen – die von immer mehr Ländern eingeführt werden – am besten abgedeckt sind. Als Instrumente für das Portfoliorisikomanagement haben Daten zu den Scope-1-Emissionen den Vorteil, dass sie umfassend verfügbar sind. Fast alle Unternehmen stellen solche Kennzahlen regelmässig bereit, sodass Investoren nur ganz einfache Berechnungen durchführen müssen, um den CO2-Fussabdruck ihres gesamten Portfolios basierend auf dieser Kennzahl zu bestimmen.
Für Investoren, die darauf hoffen, dass irgendwann weltweit verbindliche Systeme für die CO2-Bepreisung eingeführt werden, sind die Scope-1-Emissionen das Äquivalent für die gesetzliche Verpflichtung eines Emittenten, einen CO2-Preis (oder eine CO2-Steuer) zu zahlen.
Aus dieser Perspektive scheinen Scope-1-Emissionen ein zulässiger Stellvertreter-Wert für das Klimarisiko (oder genauer gesagt für das CO2-Risiko) zu sein. Auch Branchen, die im Mittelpunkt der Klimadebatte stehen, wie Energieversorger und Transportunternehmen, sind Emittenten mit hoher Scope-1-Intensität.
Bei genauerer Betrachtung geben die Daten zu den Scope-1-Emissionen jedoch nicht immer präzise Auskunft zum CO2-Risiko eines Unternehmens. Das liegt daran, dass mit den CO2-Steuern häufig nicht das eigentliche Ziel belastet wird. Unternehmen können die Kosten höherer CO2-Preise an andere Unternehmen in ihrer Lieferkette weitergeben.
Und Firmen, die eine Monopolstellung innehaben oder eine starke Preissetzungsmacht haben, können die Kosten der CO2-Steuern an ihre Kunden weiterreichen. Damit wälzen sie auch die mit ihren Scope-1-Emissionen verbundenen Risiken ab. Im Rahmen der CO2-Bepreisung ist es beispielsweise sehr wahrscheinlich, dass Versorger zumindest einen Teil des CO2-Preises an die Energieverbraucher weitergeben, egal ob Unternehmen oder private Haushalte. Das bedeutet: Scope-1-Emissionen sind zwar leicht zu berechnen, aber wird das Investmentrisiko ausschliesslich auf Basis dieser Messgrösse ermittelt, kann dies zu irreführenden Ergebnissen führen. Die Werte geben nur teilweise Auskunft über das CO2-Risiko eines Unternehmens. Daher sollten sich Investoren nicht auf Daten zu den Scope-1-Emissionen beschränken.
Scope 2: Direktes CO2-Risiko
Da Scope-1-Emissionen von den Emittenten an ihre Kunden weitergegeben werden können, sind Scope-2-Emissionen ein wesentlicher Bestandteil des CO2-Risikos eines Unternehmens. Scope-2-Emissionen bilden das Risiko eines Unternehmens ab, die Kosten eines steigenden CO2-Preises aus den eigenen Gewinnen zahlen zu müssen. Das beste Beispiel dafür ist ein Investitionsgüterhersteller mit hohem Stromverbrauch. Ein solches Unternehmen kann sehr niedrige Scope-1-Emissionen haben, dafür aber hohe Scope-2-Emissionen. Daher ermöglicht eine kombinierte Betrachtung der Scope 1- und Scope 2-Emissionen eine umfassendere Beurteilung der CO2-Risiken für Investoren.
Scope 3: Indirektes CO2-Risiko Scope 3 umfasst Emissionen, die in der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen. Es handelt sich dabei um Emissionen, die mit den Aktivitäten eines Unternehmens in Verbindung stehen, auf die es aber keinen direkten Einfluss hat.
Ein genaues Verständnis der vor- und nachgelagerten Scope-3-Emissionen ist hilfreich, da sie die obere Grenze des CO2-bezogenen Risikos eines Unternehmens darstellen. Mit anderen Worten, sie geben das CO2-Risiko eines Unternehmens an, das über keine Preissetzungsmacht verfügt und gezwungen ist, die gesamten Kosten steigender CO2-Preise in seiner Wertschöpfungskette selbst zu tragen. So einfach ist es jedoch nicht. Das Risiko eines steigenden CO2-Preises für ein Unternehmen hängt immer von seiner Verhandlungsmacht gegenüber seinen Lieferanten und Kunden ab.1
Unternehmen, die in ihrer Wertschöpfungskette eine marktbeherrschende Stellung einnehmen – also gross genug sind, um ihre Geschäftsbedingungen durchzusetzen – sind im Allgemeinen weniger stark einem CO2-Risiko bei einem bestimmten Niveau an Scope-3-Emissionen ausgesetzt, weil sie diese Risiken abwälzen können. Unternehmen dagegen, die Preisnehmer sind, sind in der Regel stärker dem CO2-Risiko ausgesetzt, was an ihren Scope-3-Emissionen abzulesen ist. Da Unternehmen in ihren vor- und nachgelagerten Märkten eine unterschiedliche Preissetzungsmacht haben können, ist die Unterscheidung zwischen den beiden Arten von Scope-3-Emissionen häufig entscheidend für Anlageentscheidungen.
Schauen wir uns die Umweltbilanz des Autoherstellers Volkswagen (VW) an. Hauptquelle für die Treibhausgasemissionen des Unternehmens ist ganz klar die Autonutzung. Das sind die nachgelagerten Scope-3-Emissionen. Für Investoren, die eine Investition in VW in Betracht ziehen, ist das die relevante Dimension bei der Bewertung eines potenziellen Risikos für die Rentabilität des Unternehmens. Auf diese Weise könnte die Gefahr eines unerwarteten Anstiegs der CO2-Preise – zum Beispiel infolge einer Erhöhung der Benzinsteuer – quantifiziert werden.
Ein weiterer Sektor, für den Scope-3-Emissionen ein wesentlicher Bestandteil der Klimarisikoanalyse sind, ist die Lebensmittelherstellung. Hier geht es jedoch vor allen Dingen um die vorgelagerte Komponente. Nehmen wir als Beispiel den internationalen Lebensmittelhersteller Kraft Heinz. Für dieses Unternehmen machen die eingekauften Waren und Dienstleistungen – alles vorgelagerte Scope-3-Emissionen – den Grossteil der Gesamtemissionen des Unternehmens aus. Das ist sicherlich auf die Abhängigkeit von CO2-intensiven Zutaten wie rotem Fleisch zurückzuführen und zeigt, dass sich ein Anstieg der CO2-Preise schnell auf seine Faktorkosten auswirken könnte.
Neben vor- und nachgelagerten Komponenten beinhalten die Scope-3-Emissionen auch eingebettetes „graues“ CO2, ein Phänomen, das vor allem in der Immobilienbranche zutage tritt.
Eingebettete Emissionen umfassen im Wesentlichen das gesamte CO2, das während der Bauphase eines Gebäudes ausgestossen wird, einschliesslich der mit der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung zusammenhängenden Emissionen.
Bei dem britischen Wohnungsbauunternehmen Persimmon zum Beispiel machen die Scope-3-Emissionen 99% seines gesamten CO2-Fussabdrucks aus; der Anteil der vorgelagerten Scope-3-Emissionen beläuft sich auf über die Hälfte.
Umweltbewusste Immobilieninvestoren setzen auf energieeffiziente Gebäude, die für eine Nutzung mit niedrigem CO2-Fussabdruck konzipiert sind (nachgelagerte Scope-3-Emissionen). Die Zahlen von Persimmon zeigen jedoch, dass vorgelagerte Emissionen zumindest einen Bruchteil der Gesamtmenge ausmachen können.
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Weitere Überlegungen
Für Investoren, die ihr Engagement in klimabezogenen Risiken steuern möchten, ist eine Bewertungsmethode, die Scope 1-, 2- und 3-Kennzahlen kombiniert, die effektivste Möglichkeit, die CO2-Bilanzen von Unternehmen zu messen und zu vergleichen. Ein möglicher Nachteil dieses Ansatzes zur Bewertung des gesamten Klimarisikos eines Portfolios ist das Risiko einer Doppelzählung.
Das ist der Fall, wenn in einem Portfolio enthaltene Unternehmen Teil derselben Wertschöpfungskette sind.2 Doppelzählungen könnten beispielsweise für internationale politische Entscheidungsträger, die die tatsächlichen Treibhausgasemissionen aus bestimmten geografischen Gebieten – dargestellt durch regionale Aktienindizes – vergleichen möchten, problematisch sein. Bei einer solchen Verwendung, wo das Klimarisiko der zugrunde liegenden Unternehmen nicht im Hauptfokus steht, kann die Vermeidung einer Mehrfachzählung von Emissionen durchaus relevant sein.
Allerdings gibt es nicht allzu viele Fälle, in denen Doppelzählungen ein Problem für Investoren darstellen.
Wenn der Zweck der Ermittlung des Treibhausgas-Fussabdrucks darin besteht, das Klimarisiko in einem Portfolio zu bewerten, kann eine Doppelzählung sogar wünschenswert sein, da sich ein Anstieg des CO2-Preises sehr wahrscheinlich in mehreren Lieferketten niederschlägt.
Die Vorteile, die eine Verwendung von Scope 1-, 2- und 3-Daten hat, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Unzulänglichkeiten gibt, insbesondere bei Scope 3.
Ein offensichtliches Problem ist die Datenqualität. Scope-3-Emissionen werden von Unternehmen nicht routinemässig gemeldet, und wenn, dann berücksichtigen sie häufig nur einen Teil der Wertschöpfungskette (z. B. nur vorgeschaltete Emissionen). Wenn Daten fehlen, greifen ESG-Datenanbieter auf Schätzmethoden zurück, die naturgemäss fehlerbehaftet sind.
Mehr als nur Risikomanagement Die Scope 1-, 2- und 3-Emissionen sind für Investoren nützliche Analysetools, die helfen, das CO2-Risiko besser zu steuern. Darüber hinaus eröffnet dieser Ansatz auch Anlagechancen.
Ein umfassendes Verständnis der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens und deren mögliche Entwicklung im Laufe der Zeit kann Investoren helfen:
- zu ermitteln, welche Emittenten bei der Dekarbonisierung führend und welche Nachzügler sind - zu beurteilen, ob deren Bewertungen dies angemessen widerspiegeln - Alpha generierende Chancen zu identifizieren
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Vermiedene Emissionen
Für diejenigen, die Impact Investing als Strategie nutzen möchten (und neben der finanziellen Rendite auch eine positive Einflussnahme anstreben), sind die Scope 1-, Scope 2- und Scope 3-Emissionen nur unzureichende Kennzahlen, da sie den positiven Beitrag, den die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens möglicherweise zur Unterstützung des Klimawandels leisten, nicht erfassen. Ein Hersteller von Windkraftanlagen hätte beispielsweise einen erheblichen Scope 2- und 3-Fussabdruck, in dem die Emissionen aus der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen sowie aus dem Herstellungsprozessen zu Buche schlagen. Doch sein positiver Beitrag – die Rolle, die er bei der Substitution der Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen spielt (d. h. die vermiedenen Emissionen) – wird nicht berücksichtigt. Aber genau das ist die Dimension, die Investoren interessiert.
Obwohl die hohe Relevanz der vermiedenen Emissionen unbestritten ist, ist ihre Schätzung komplex und beruht zwangsläufig auf einer Reihe von Annahmen. Der Substitutionseffekt als Konzept repräsentiert die Abkehr von einem gegenläufigen Basisszenario. Mit anderen Worten: Für Investoren ist es schwierig herauszufinden, wie das Klimaergebnis ohne das betreffende Produkt oder die betreffende Dienstleistung ausgefallen wäre.
Dies entspräche dem Ideal der Additionalität, wie von vielen Impact-Investoren propagiert.3 Da es jedoch nicht möglich ist, die durch die Markteinführung eines Produkts oder einer Dienstleistung vermiedenen Nettoemissionen genau zu berechnen, muss auf Stellvertreter-Werte zurückgegriffen werden. Eine Möglichkeit besteht darin, die gesamten Lebenszyklusemissionen eines neuen Produkts mit denen des zu ersetzenden Produkts zu vergleichen. Die Methoden entwickeln sich ständig weiter und die technischen Probleme sind nicht unlösbar.
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Impulse für den Klimaschutz
Dass genaue Daten zu den Emissionen vorliegen, stellt jedoch nicht automatisch sicher, dass Investoren ihre Klimaziele erreichen. Dazu müssen diese Daten in ein umfassenderes Programm für die Zuteilung und Umschichtung von Kapital einfliessen.
Wie bereits erwähnt, können Investoren über zwei Kanäle einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten: 1) durch aktive Zusammenarbeit mit Unternehmen, um sie zum Umstieg auf klimaneutrale Technologien zu ermutigen, und 2) durch die Finanzierung von Klimalösungen, für die ein Bewertungskonzept wie die vermiedenen Emissionen erforderlich ist.
An den Aktienbörsen haben Verbesserungen bei der Messung des CO2-Fussabdrucks von Unternehmen zu einer Zunahme von Anlagestrategien geführt, die dem Thema Umwelt gewidmet sind. Viele dieser Strategien zielen darauf ab, in Unternehmen zu investieren, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen Lösungen für ökologische Probleme anbieten.
Der Ruf nach klimafreundlichen Anlagelösungen, insbesondere durch Impact-Investoren, dürfte mit der Zeit immer lauter werden, ebenso wie die Forderung nach Standardisierung und Einführung von Messansätzen wie dem Konzept der vermiedenen Emissionen.
Der Ruf nach klimafreundlichen Anlagelösungen, insbesondere durch Impact-Investoren, dürfte mit der Zeit immer lauter werden, ebenso wie die Forderung nach Standardisierung und Einführung von Ansätzen wie dem Konzept der vermiedenen Emissionen.
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Gemeldete und geschätzte Daten
Für Investoren, die beim Portfolioaufbau Scope-3-Daten oder Berechnungen der vermiedenen Emissionen nutzen möchten, spielt die Datenqualität eine wichtige Rolle. Viele Unternehmen legen noch nicht alle Daten zu ihren Scope-3-Emissionen offen. Daher haben ESG-Datenanbieter in einigen Fällen Methoden zur Schätzung der Scope-3-Werte entwickelt, um Lücken in ihren Datenbanken zu schliessen. Solche modellbasierten Ansätze stützen sich in der Regel auf statistische Methoden, um Scope-3-Emissionen auf der Grundlage von Unternehmensmerkmalen und verfügbaren Daten für ähnliche Unternehmen abzuleiten.
Schätzungen und Stellvertreter-Werte sind immer mit Vorsicht zu behandeln. Und dennoch spielen sie eine wichtige Rolle, da sie Investoren eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit den Unternehmen, in die sie investieren, bieten. Externe Daten können auch dazu genutzt werden, eine Verbesserung der Offenlegung und Überprüfung durch das Unternehmen zu bewirken. Letztendlich können Investoren im Zuge der Verbesserung der Menge und Qualität der Emissionsdaten davon ausgehen, dass Scope-3-Daten in immer grösserem Umfang gemeldet werden und in ESG-Datenbanken zur Verfügung stehen.4
Für Investoren, die beim Portfolioaufbau Scope-3-Daten oder Berechnungen der vermiedenen Emissionen nutzen möchten, spielt die Datenqualität eine wichtige Rolle.
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Abschliessende Bemerkungen
Für klimabewusste Investoren ist es von entscheidender Bedeutung, die Verwendungsmöglichkeiten und die Unzulänglichkeiten der verschiedenen Emissions-Scopes zu verstehen. Für risikofokussierte Investoren ist eine Berücksichtigung der Scopes 2 und 3 entscheidend, um sich ein umfassendes Bild vom CO2-Risiko eines Unternehmens zu machen. Für Impact-orientierte Investoren wird die Messung der vermiedenen Emissionen – bislang noch ein wenig etablierter Ansatz – bald sehr relevant sein.
Quellenangaben
[1] Wirtschaftlich betrachtet spiegelt dies die relative Elastizität von Angebot und Nachfrage in allen relevanten Zwischenmärkten wider.
[2] Nehmen wir als Beispiel einen Energieversorger, der Strom an ein nahegelegenes Produktionsunternehmen liefert. Werden beide Unternehmen in einem Portfolio gehalten, für das die Treibhausgasemissionen auf kombinierter Scope-1- und Scope-2-Basis gemessen werden, würde der von dem Energieversorger an das produzierende Unternehmen verkaufte Strom doppelt gezählt werden.
[3] Ausführlich diskutiert wurde dieses Thema in dem Beitrag Thematische Aktien als Impact Investments, Pictet Asset Management, 2021.
[4] Die CSR-Richtlinie der EU, die zwischen 2024 und 2028 in Kraft treten soll, dürfte zu einer Standardisierung dieser Art von Offenlegung beitragen.
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Anhang – Fallstudie: Über die CO2-Emissionen hinaus
Für umweltorientierte Investoren steht primär der Klimawandel im Fokus. Treibhausgasemissionen sind jedoch nur ein Aspekt des ökologischen Fussabdrucks des Menschen. Umweltzerstörung kann sich in vielerlei Formen manifestieren, die jeweils angegangen werden müssen, um eine nachhaltigere Wirtschaft zu schaffen.
Das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen, das 2009 von einer Gruppe von Wissenschaftlern am Stockholm Resilience Centre entwickelt wurde, ermöglicht eine ganzheitlichere Sichtweise und identifiziert acht weitere Dimensionen, die für das Wohlergehen des Planeten entscheidend sind. Das Modell kann für das Anlagen-Screening und zur Messung des ökologischen Fussabdrucks von Portfolios verwendet werden.
Jedes unserer thematischen Anlageportfolios nutzt dieses Konzept, um den ökologischen Fussabdruck von Unternehmen in allen neun Dimensionen der planetaren Belastungsgrenzen einzuschätzen. Hierfür wird die Ökobilanzierung – oder Life Cycle Assessment (LCA) – herangezogen, die die Umweltauswirkungen eines Unternehmens über seine gesamte Wertschöpfungskette hinweg misst. Das Tool erfasst die Scope 1-, 2- und 3-Emissionen sowie die vermiedenen Emissionen, sofern relevant. Eine solche tiefgehende Analyse ist nicht für jeden Investor unbedingt notwendig, aber für alle, die einen Impact-Investment-Ansatz verfolgen, ist sie nach unserer Ansicht ein Muss. Gleiches gilt für Investoren, die soziale Ziele verfolgen.
Stephen Freedman ist seit 2019 als Head of Research and Sustainability, Thematic Equities, bei uns im Team. Er leitet auch die Thematic Advisory Boards. Bevor er zu uns kam, war er bei UBS Wealth Management tätig, zuletzt als Head of Sustainable Investing Solutions für Amerika in New York. Zuvor war Herr Freedman in verschiedenen Positionen im Bereich Investment Strategy tätig, u. a. als Head of Thematic Investing Strategy und Head of Tactical Asset Allocation. Seine Laufbahn begann er 1998 als Ökonom und Public Policy Analyst bei UBS in Zürich. Seit 2018 ist er Dozent für Environmental Finance an der New York University. Zudem war er von 2016 bis 2019 Gründungs-Co-Vorsitzender des Columbia University Seminar on Sustainable Finance. Stephen Freedman besitzt einen Doktortitel und einen Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität St. Gallen. Er ist CFA Charterholder und erhielt die FRM-Auszeichnung der Global Association of Risk Professionals.
Über
Xavier Chollet
Xavier Chollet ist seit 2011 als Senior Investment Manager im Thematic Equities Team bei uns beschäftigt. Zuvor war er bei Pictet Wealth Management tätig (ab 1998) und war als Analyst für Technologie und saubere Energie verantwortlich (ab 2007). Zudem managte er zwei interne Portfolios aus den Bereichen Solarenergie und Energieeffizienz. Herr Chollet besitzt einen Master-Abschluss in Finanzwissenschaften der HEC Lausanne.
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