Gut ein Jahr nach dem COVID-19-Ausbruch, der weltweit verheerende wirtschaftliche Folgen hatte, scheinen die Investoren eine neue defensive Anlageform gefunden zu haben: chinesische Renminbi-Anleihen.
Der 16 Bio. US-Dollar schwere Anleihenmarkt hat die Krise gut überstanden und bietet jetzt die Stabilität, die man normalerweise nur von den altbewährten US-Staatsanleihen kennt.
Diese Anleihen haben sich in dem turbulenten ersten Quartal 2020 nicht nur besser entwickelt als Industrieländer-Staatsanleihen, sondern werden seitdem auch in viel engeren Spannen gehandelt. Zudem tritt ihr Potenzial als Instrument zur Risikominderung immer deutlicher zutage.
In den vergangenen Monaten haben sich Renminbi (RMB)-Anleihen nicht im Gleichschritt mit den anderen grossen Anleihenmärkten der Welt entwickelt. Auch sind sie nicht der Entwicklung von Schwellenländeranlagen gefolgt. All dies deutet darauf hin, dass sie sich als eine gute Absicherung gegen risikoreichere Vermögenswerte erweisen könnten, die Anleger in ihren Portfolios halten.
Eine Erklärung für diese neue Widerstandsstärke ist, dass die Reformen in China dazu geführt haben, dass auf RMB lautende Anleihen in den wichtigsten globalen Anleihe-Benchmarks einen höheren Stellenwert haben.
Im März teilte FTSE Russell mit, dass chinesische Staatsanleihen in seine wichtigsten Benchmark-Indizes aufgenommen werden – und tat es damit JP Morgan und Bloomberg-Barclays gleich.
Die Aufnahme in Indizes sind eine wegweisende Entwicklung, sowohl für China als auch für Investoren in aller Welt.
Für Peking ist dies die Belohnung für die Bemühungen des Landes, seinen Kapitalmarkt zu liberalisieren und sich stärker in das internationale Finanzsystem zu integrieren.
Für Investoren eröffnet sich ein ganz neues Universum – in dem sich der Renminbi zu einer echten globalen Anlagewährung entwickelt. Mit anderen Worten, chinesische Onshore-Anleihen werden in internationalen Anleihenportfolios eine immer grössere Rolle spielen.
Der chinesische Onshore-Anleihenmarkt hat einen Wert von 16 Bio. US-Dollar und wird in Anleihenportfolios eine immer grössere Rolle spielen.
Schon bevor die Indexveränderungen umgesetzt wurden, stieg das ausländische Eigentum an chinesischen Anleihen.
Nicht-chinesische Investoren bauten Bestände an RMB-Anleihen im Volumen von 3,2 Bio. RMB (Dezember 2020) auf, eine Zunahme von knapp 50% gegenüber dem Vorjahresmonat.1
Von den 9,5 Bio. US-Dollar an verwaltetem Vermögen in privaten und öffentlichen Pensionsfonds weltweit waren im dritten Quartal 2020 0,26% in chinesischen Anleihen angelegt – 2015 waren es 0,04%.2
China hat die internationale Positionierung des Marktes weiter gestärkt und eine Reihe von Reformen umgesetzt, um Ausländern den Zugang zum Markt zu erleichtern.
Das 2017 eingeführte „Bond Connect“-Programm – eines der wichtigsten des Landes – bietet nicht-chinesischen Investoren die Möglichkeit, in Hongkong ohne Onshore-Konto mit Anleihen zu handeln. Bereits 75 der 100 weltweit führenden Vermögensverwalter sind dem Programm beigetreten. Das Handelsvolumen hat sich im vergangenen Jahr auf 4,8 Bio. RMB verdoppelt.3
Die seit der Pandemie zu beobachtenden Zuflüsse sind offensichtlich Teil einer viel grösser angelegten Reallokation. Dem Internationalen Währungsfonds zufolge könnte allein die Aufnahme in den Index ausländische Kapitalzuflüsse von 7,4 Bio. RMB in chinesische Anleihen bewirken.